Warum temporär arbeiten?

03.05.2019

"Die Temporärarbeitsphase ist dabei keine Zeit des Wartens, sondern des Lernens und der Neuorientierung am Arbeitsmarkt"

Die Temporärstelle ist für Menschen, die eine andere Arbeitsform bevorzugt hätten, nicht das Ziel, sondern eine Brücke auf dem Weg in die Festanstellung. Vier von fünf dieser Temporärarbeitenden suchen eine Feststelle und möchten mit Temporärarbeit ihre Chance auf eine solche erhöhen. Ihre Hoffnung ist nicht auf Sand gebaut. 24 Monate nach Beginn der Temporärarbeitsphase haben 55 Prozent dieser Temporärarbeitenden die gesuchte Feststelle gefunden. 83 Prozent sind in den Arbeitsmarkt integriert, wenn flexible Arbeitsformen wie befristete Anstellungen, Temporärarbeit und Selbstständigkeit mitberücksichtigt werden. Die Temporärarbeitsphaseist dabei keine Zeit des Wartens, sondern des Lernens und der Neuorientierung am Arbeitsmarkt.«Berufserfahrung sammeln und das notwendige Wissen in einem passenden Job zu erwerben.» istfür eine 28-jährige Bernerin ebenso zentral wie der «Rat (des Personaldienstleisters) hinsichtlich Karriereplanung und Karrieremöglichkeiten.»Der Integrationserfolg der Temporärbranche ist für Personaldienstleister, Staat und Temporärarbeitende gleichermassen ein Gewinn. Für Personaldienstleister sind die Stellensuchenden wertvolle Mitarbeitende, die sie auf dem Weg zurück in die Feststelle begleiten dürfen. Für den Staat zahlt sich Temporärarbeit doppelt aus. Statt Unterstützungsleistungen zu gewähren, erhält er Steuern und Sozialabgaben. Für die Temporärarbeitenden ist die Stelle der grösste Gewinn. Sie sichert den Lebensstandard von 80 Prozent der Temporärarbeitenden, die eine andere Erwerbsform bevorzugt hätten und in ihrem Haushalt Hauptverdiener sind. Temporärarbeit bietet ihnen Gelegenheit, sich in Ruhe und ohne Druck auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren und lindert die psychischen Belastungen durch Stellenverlust und Arbeitslosigkeit. «Viele Stellensuchende motiviert die neue Perspektive, die wir ihnen bieten können.»  – eine Aussage, die die Ökonomen Rafael Di Tella, Robert MacCulloch und Andrew Oswald (2003) bestätigen. In der Gesamtbevölkerung sind 20 Prozent mit ihrer Lebenssituation unzufrieden. Unter Arbeitslosen ist der Anteil mit 40 Prozent doppelt so hoch. Die Gründe: Menschen erfahren am Arbeitsplatz Anerkennung für ihre berufliche Leistung und finden eine Plattform für den sozialen Austausch. Teilnahme und Teilhabe am Wirtschaftsgeschehen geben ihrem Leben Sinn. Die Integration in den Arbeitsmarkt ist deshalb für viele gleichbedeutend mit der Integration in die Gesellschaft.